Junge Flüchtlinge starten ins Berufsleben
Region Hannover fördert Projekte "Fit für die Ausbildung"
Das ZUKUNFTINC.-Projekt "Fit für die Ausbildung" schafft seit mehreren Jahren langfristige berufliche Perspektiven für benachteiligte junge Menschen. Im aktuellen Durchlauf erhalten erstmals Flüchtlinge diese Möglichkeit. Deshalb wurde "Fit für die Ausbildung" um intensiven Deutschunterricht und interkulturelles Training erweitert. Im Anschluss folgt das bewährte Betriebspraktikum mit sich anschließender Berufsausbildung. Während der einzelnen Projektabschnitte werden die Teilnehmer sozialpädagogisch begleitet. Diese Aufgabe übernimmt der Projektpartner Bildungswerk der niedersächsischen Wirtschaft (BNW).
Projektteilnehmer:
Claudia Köhler (BNW), Ulf-Birger Franz (Wirtschaftsdezernent Region Hannover), Fritz Kelle (ZUKUNFTINC.-Vorsitzender)
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Was ist das Ziel?
Neben der sozialen Verantwortung, der sich alle Mitgliedsunternehmen stellen, gehen die Bewerberzahlen auf Ausbildungsplätze zurück. Dafür zeichnet der demografische Wandel verantwortlich, aber auch der ungebrochene Trend zum Hochschulstudium. "Langfristig kann deshalb auch das Potenzial der Flüchtlinge dem Fachkräftemangel entgegenwirken", sagt Fritz Kelle, Vorsitzender ZUKUNFTINC. e.V. und Personalverantwortlicher VSM AG.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist der Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer aller Projekt-Unternehmen mit weiteren interessierten Unternehmen der Region Hannover, die geflüchtete Menschen mit einer Berufsausbildung unterstützen und zu Fachkräften ausbilden wollen.
Was haben wir und andere Unternehmen davon?
"Wir haben uns im Vorfeld sehr viele Gedanken über das Thema Ausbildungsreife gemacht. Also, wie erlangen junge Menschen trotz Sprachbarriere die Ausbildungsreife für eine Ausbildung in einem deutschen Unternehmen? Alle Erfahrungen wollen wir weitergeben. Unser Konzept beinhaltet sozialpädagogische Betreuung von Anfang an, mehrmonatiger + ganztägiger Deutschkurs, interkulturelle Unterstützung der Teilnehmer UND Ausbilder/innen UND eine Berufsausbildung, die eine Perspektive zur beruflichen Integration geflüchteter Menschen ist", sagt Fritz Kelle, ZUKUNFTINC.-Vorsitzender und Personalverantwortlicher der VSM AG. Die VSM AG zeige am Standort Hainholz seit vielen Jahrzehnten, dass erfolgreiche Integration ausländischer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch berufliche Perspektiven möglich ist.
"Die Praktika dienen der Orientierung und helfen gleichzeitig, sich mit der deutschen Unternehmens- und Ausbildungskultur vertraut zu machen", sagt Claudia Köhler, BNW-Projektleiterin, die die jungen Menschen bereits während der letzten drei Monate begleitet hat.
Wer bezahlt dieses Projekt?
Die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover unterstützt das Projekt "Fit für die Ausbildung". "Die berufliche Integration junger Flüchtlinge ist eine sehr wichtige Aufgabe, wobei die hohe Motivation der Teilnehmer mich ebenso zuversichtlich stimmt, wie die Offenheit und Bereitschaft vieler Betriebe, diesen jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten", sagt Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover. Die Gesamtkosten des Projekts betragen ca. 63.000 EURO. Die Region Hannover ist mit daran 25.000 EURO beteiligt. Übrige Kosten sowie Praktika- und Ausbildungsvergütungen tragen die beteiligten ZUKUNFTINC.-Mitgliedsunternehmen.
Welche Ausbildungsberufe und wer macht mit?
Praktika und Ausbildungsplätze zum Industriekaufmann, Fachlageristen, Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker oder Chemikanten gibt es im ersten Projektdurchlauf für 13 Praktikanten im Alter von 20 bis 25 Jahren. Diese Plätze stellen die ZUKUNFTINC.-Mitgliedsunternehmen Bahlsen, HaCon, Hüttenes Albertus, JÄGER (Jäger Gummi + Kunststoff, Artemis), KIND Hörgeräte, Sennheiser electronic, VSM AG und WAGNER Group zur Verfügung.
Wer unterstützt weibliche Flüchtlinge?
80 Prozent der in Deutschland lebenden Flüchtlinge sind junge Männer. Auch am "Fit für die Ausbildung" Projekt nehmen ausschließlich Männer teil, obwohl die Projektteilnahme auch jungen Frauen offen steht. Eine neue Erfahrung gäbe es bereits, berichtet Claudia Köhler, BNW. Einige der jungen Frauen, zu denen die Kontaktaufnahme gelang, orientierten sich eher Richtung Hochschulausbildung. Damit habe sie nicht gerechnet, so Köhler. "Wir überlegen intensiv, wie wir zukünftig auch junge Frauen in unser Projekt einbinden können, die an einer der angebotenen Berufsausbildungen Interesse haben," sagt Fritz Kelle, VSM AG.